Ende einer Ära

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Gastkolumne Hanauer Anzeiger

In wenigen Tagen endet nach 16 Jahren die Amtszeit unserer Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel. Sie war nicht nur die erste Frau in diesem Amt – als einzige bisherige Regierungschefin der Bundesrepublik Deutschland scheidet sie auf eigenen Wunsch aus dem Amt. Damit endet wahrlich eine Ära.
Seit ich politisch denken kann, kenne ich nur drei Bundeskanzler: Kohl, Schröder und Merkel – in der gleichen Zeit hatten die Italiener mehr als 30 Regierungschefs. Das zeigt, dass Deutschland seine Position in der Welt und auch in Europa einer starken und stabilen Demokratie zu verdanken hat. Dieses Fundament war es auch, das unsere Republik in diesen 16 Jahren durch schwere Krisen begleitet hat. Aber eben nicht allein. Am Ende brauchte es eine kluge Kanzlerin, um all diese Herausforderungen bestehen zu können. Von Finanzcrash über die Flüchtlingskrise bis zur Corona-Pandemie. Und das sind nur die drei größten. Der Austritt Großbritanniens aus der EU, die schwierige Zeit der Trump-Regierung, die Konflikte mit Russland oder die Bedrohung des internationalen Terrors – auch sie stehen exemplarisch für das, was die Kanzlerin in den vergangenen 16 Jahren hervorragend bewältigt hat. Nicht immer war ich ihrer Meinung, und gerade die Haltung in der Flüchtlingskrise hat unserem Land und auch meiner Partei stark zugesetzt. Es war nicht einfach, den schmalen Grat zwischen Humanität und Verpflichtung zu finden – auch im internationalen und europäischen Kontext. Aber gerade hier waren ihre Nüchternheit und ihre Verlässlichkeit die Grundpfeiler für die deutsche und europäische Politik. Auf dem letzten EU-Gipfel wurde sie mit den Worten verabschiedet: „Ein EU-Gipfel ohne Merkel sei wie Rom ohne den Vatikan oder Paris ohne den Eifelturm.“ Diesem Bild gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen. In ihren 16 Jahren Amtszeit war Angela Merkel nicht nur Bundeskanzlerin, sondern auch eine strategische Weltreisende. Und ich bin sicher, dass wir schon sehr bald ihre Nüchternheit und ihre Weisheit, insbesondere in komplexen Zeiten, vermissen werden. Vielen Dank, Angela Merkel!