Aus der Balance

Gastkolumne Hanauer Anzeiger

Selten zuvor zeichneten die Schlagzeilen ein gesellschaftlich so zerrissenes und wirtschaftlich gefährdetes Land. Es scheint, als ob unser jahrelanger Wohlstand dazu geführt hat, dass wir den Blick auf die wesentlichen und wichtigen Dinge verlernt haben und uns treiben lassen, von kraftvollen Worten, einer schwarz-weiß Malerei, einer Klimahysterie, dem alles und zu jedem Preis untergeordnet werden muss, und einer gesellschaftlichen Spaltung zwischen den Guten und den Bösen. Dabei zeigt ein kühler und tiefer Blick hinter die Kulissen, dass Deutschland wirtschaftlich ins internationale Mittelmaß abrutscht und in der aktuellen OECD-Studie gar am Ende der Skala liegt. Es kann keinen Zweifel geben, dass wir in so vielen Themen falsch abgebogen sind. Schlüsselbranchen, wie die Automobilindustrie, die chemisch-pharmazeutische Industrie oder auch das Bauwesen finden hier keine geeigneten Bedingungen mehr vor.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem den Regierenden nicht irgendeine Maßnahme einfällt, die regulierend in Märkte eingreift, Bevormundung mit Sanktionen für unerwünschte Produkte und Prozesse ausspricht, massive Subventionen für ideologische Wunschkonzerte ausschüttet und unser gesellschaftlicher Diskurs von Minderheitendiskussionen bestimmt wird.

Die Folgen sind fatal. Denn als Land mit einer großen demografischen Herausforderung müssen wir auf eine hohe Produktivität setzen. Aber die Bereitschaft von Unternehmen, in Deutschland zu investieren, sinkt jeden Tag. Grund sind steigende Bürokratie, galoppierende Energiekosten infolge einer verfehlten Energiepolitik, die hohe Inflation, Fach- und Arbeitskräftemangel, immer mehr Abgaben und vor allem eine distanzierte Haltung gegenüber denjenigen, die den Karren täglich ziehen – Arbeitnehmer, Unternehmer und Industriebetriebe.

Wir müssen aufwachen und brauchen eine mutige Investitionsagenda mit weniger Bürokratie und Respekt denjenigen gegenüber, die arbeiten und Verantwortung übernehmen. Wir brauchen Technologieoffenheit, staatliche Leitplanken, die Wettbewerb ermöglichen, und keine Ideologie. Wer will, dass Deutschland mit Wachstum an die Spitze zurückkehrt und damit Wohlstand sichert, der muss den Irrweg korrigieren.